Für die Erhaltung ihrer stabilen und gleichzeitig geschmeidigen Struktur sind die Faszien auf adäquate Bewegung angewiesen. Ein Mangel an Bewegung führt dazu, dass sich das Fasziengewebe pathologisch verändert. Es verfilz, verklebt und verhärtet. Insbesondere Menschen, die einer ausschließlich sitzenden Tätigkeit nachgehen, werden die Veränderung des Gewebes mit der Zeit in Form von Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen zu spüren bekommen. Die Schonhaltung, die jeder Betroffene aufgrund der Schmerzen unbewusst einnimmt, verschlimmert die Situation noch weiter, denn jetzt verursacht die veränderte Haltung an anderer Stelle zusätzlich eine Überbelastung des Fasziengewebes, die sich dann ebenfalls schmerzhaft äußert.

Ebenso wie ein Mangel an Bewegung wirkt sich auch anhaltender Stress negativ auf die Spannung der Faszien aus, was Dr. Schleip in seinen Studien belegen konnte. In Stresssituationen setzt der Körper spezielle Hormone frei, die ihm eine Anpassung an die veränderte Situation ermöglichen. Diese Hormone führen dazu, dass sich die Faszien anspannen, und zwar ohne dass die Muskeln in diesen Prozess involviert sind. Sobald der Stress vorüber ist, entspannen sich auch die Faszien wieder. Ist der Stress jedoch nicht nur von kurzer Dauer sondern anhaltend (chronischer Stress), bleiben die Faszien permanent in Spannung. Dadurch verlieren sie ebenso wie ein dauerhaft gespanntes Gummiband ihre Flexibilität und verhärten schliesslich. Daher können langanhaltende Stresssituationen die Beweglichkeit der betroffenen Personen stark beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass eine Verfilzung, Verklebung oder Verhärtung des Fasziengewebes immer auch Auswirkungen auf die in diesem Gewebebereich verlaufenden Nervenenden hat. Sie können regelrecht zusammengequetscht werden und daraufhin umgehend mit Schmerzen reagieren.

Dies zeigt deutlich, dass Schmerzen nicht ausschliesslich durch Verletzungen des Gewebes hervorgerufen werden. Und da in der heutigen Zeit anhaltender Stress, vor allem in beruflicher Hinsicht, schon beinahe zu einem „normalen“ Zustand geworden ist, wundert es nicht, dass unzählige Menschen über chronische Gelenk-, Nacken-, Schulter oder Rückenschmerzen klagen.

Übersäuerung schadet den Faszien

Eine Übersäuerung des Körpers zeigt an, dass sich das gesunde Verhältnis zwischen Säuren und Basen zugunsten der Säuren verschoben hat. Viele Faktoren tragen zur Übersäuerung bei. Hierzu zählen eine ungesunde Ernährungs- und Lebensweise ebenso wie anhaltender Stress, psychische Probleme, körperliche Überforderung etc. Ein Zuviel an Säuren schadet dem gesamten Organismus, und das Fasziengewebe ist hier keinesfalls ausgenommen. Ganz im Gegenteil, denn dieses Gewebe hat aufgrund seines hohen Flüssigkeitsanteils einen besonders intensiven Kontakt zu den in der extrazellulären Flüssigkeit anfallenden Säuren. Daher sind es auch die Faszien, die als erstes auf eine Übersäuerung reagieren.

Das Fasziengewebe verliert in einem übersäuerten Körpermilieu seine Flexibilität. Es verhärtet und beeinträchtigt dadurch den Blut- und Lymphfluss ebenso wie die Muskelaktivitäten. Die Säure reizt zudem das empfindliche Gewebe, so dass Entzündungen in allen Körperbereichen entstehen können. Auch die von den Faszien umhüllten Nerven werden durch den Säureüberschuss gereizt, was sich dann wieder in undefinierbaren Schmerzen äussern kann.