Bereits kleine Auffahrunfälle mit eigentlich nur kleinem Zusammenstoss können beim Vordermann zu einem Schleudertrauma führen. Die Wucht des Aufpralls überträgt sich blitzartig auf den ganzen Körper. Dabei werden alle Gewebearten für einen Moment beschleunigt – je nach Gewebeart unterschiedlich stark – und kommen schliesslich wieder zum Stillstand – aber nicht gleichzeitig, sondern je nach Gewebeart zu einem anderen Zeitpunkt. Diese Situation löst ein Chaos in Ihrem Körper aus.

Kopf und Nacken werden zunächst stark nach hinten überdehnt, bevor beide ruckartig nach vorne geschleudert werden. Der angelegte Gurt führt dazu, dass sich der Rumpf beim Aufprall innerlich verdreht. Die rechte Schulter, die nicht vom Gurt gehalten wurde, wird erst nach vorne und dann nach unten gerissen. Durch die Wucht nach unten wird das Zwerchfell auf die Leber gedrückt, wodurch die starken Bänder der Leber überdehnt oder gezerrt werden können. Von der Leber aus erreicht die Stosskraft schliesslich noch die Nieren. Da diese nicht wie andere Organe an starken Bändern befestigt sind, sondern nur durch die Nierenfaszien und das Nierenfett geschützt werden, wird die Niere nach unten gestossen und verdreht sich dabei.

Selbst das innere der Wirbelsäule und des Schädels sind von den Auswirkungen einer solchen Schubkraft betroffen. Letztlich wird das gesamte Fasziensystem in Mitleidenschaft gezogen, so dass die Auswirkungen des Unfalls nach einiger Zeit überall im Körper verankert sind. Die Schmerzen, die nach einem Autounfall am häufigsten eintreten, betreffen den Nacken und den Kopf. Aber es können auch einige Zeit nach dem Unfall weitere schmerzhafte Symptome auftreten, die durch den ganzen Körper wandern – und die oft niemand mehr mit dem „kleinen“ Schleudertrauma in Verbindung bringt. Die Schmerzen treten mal hier und mal dort auf und der Organismus kommt einfach nicht zur Ruhe. Irgendwann belasten die ständig wandernden Schmerzen auch die Psyche der Betroffenen.

Herkömmliche Diagnoseverfahren werden keine Erklärung für diese Schmerzen liefern können, denn auf einem Röntgenbild sind überdehnte oder verletzte Faszien nicht erkennbar. Eine veränderte Faszienspannung wandert durch den Körper. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, dass der gesamte Organismus über das Fasziengewebe zusammengehalten wird. Alles ist mit allem verbunden und daher kann eine veränderte Faszienspannung immer auch Auswirkungen auf die Spannung der Faszien anderer Körperbereiche haben.