Verklebte Faszien – Wenn das Fasziengewebe verklebt

Neben den Blutgefässen führen auch die Lymphgefässe durch das Fasziengewebe. Mit der Lymphflüssigkeit werden Nährstoffe zu den Zellen hin und Stoffwechselabfallstoffe sowie Schadstoffe von den Zellen weg transportiert. Der Lymphfluss wird ausschliesslich durch Muskelbewegung in Gang gehalten, daher ist das Lymphsystem auf eine ausreichende Aktivität der Muskeln angewiesen. Besteht nun beispielsweise eine länger anhaltende Muskelverspannung, z. B. im Nacken-, Schulter- oder Rückenbereich, so kann aufgrund der fehlenden Muskelbewegung der Lymphfluss dort merklich beeinträchtigt werden.

Da die Lymphe u. a. auch den Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen transportiert, kann es jetzt problematisch werden:
sas Fibrinogen liegt normalerweise in der Lymphe gelöst vor. Bei einem Lymphstau jedoch reichert sich das Fibrinogen im Gewebe an und wird dort nun unter Einwirkungen anderer Substanzen zu Fibrin abgebaut. Fibrin aber ist ein körpereigener „Klebstoff“, dessen Aufgabe normalerweise das Verschliessen von Wunden ist. Da keine Wunde vorhanden ist, verklebt das Fibrin nun stattdessen das umliegende Fasziengewebe.

Ursache undefinierbarer Schmerzen: Verklebte Faszien

Die verklebten Faszien führen nun zu zwei unterschiedlichen Problematiken: einerseits wird durch den Verlust ihrer Zugkraft und Flexibilität die Bewegungsfähigkeit der betroffenen Muskelfasern deutlich eingeschränkt. Andererseits können die Nerven, die durch diesen Gewebebereich führen, gequetscht werden, was zu empfindlichen Schmerzen führen kann.

Dabei handelt es sich um Schmerzen, deren Ursache auf einem Röntgenbild nicht auszumachen ist, so dass bei undefinierbaren Schmerzen immer auch an die Faszien zu denken ist. Bei Rückenschmerzen soll es gar so sein, dass nur in 20 Prozent der Fälle die Bandscheiben verantwortlich sind, so Faszienforscher Dr. Robert Schleip, Humanbiologe und Leiter des Fascia Research Project der Universität Ulm.

Die übrigen 80 Prozent haben andere Ursachen, darunter nicht selten verklebte Faszien.

Wenn das Fasziengewebe verhärtet

Ältere Menschen weisen im Vergleich zu jüngeren generell einen wesentlich niedrigeren Flüssigkeitsanteil im Körper auf. Unter diesem Flüssigkeitsverlust leidet natürlich auch das Fasziengewebe. Das vormals ausgeglichene Verhältnis zwischen faserigen und wässrigen Anteilen verschiebt sich. So bestehen die Faszien älterer Menschen häufig aus überwiegend festen, unflexiblen Kollagenfasern. Mit der Veränderung der Flüssigkeitsanteile verändert sich auch die räumliche Struktur der Faszien. Statt der normalerweise rautenförmigen Anordnung, sehen die Fasern jetzt wie ein verknotetes Wollknäuel aus. Die Faszien wachsen ineinander, verfilzen und beginnen an allen Ecken und Enden miteinander zu verkleben. Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass die Bewegungsmöglichkeit der Muskeln zunehmend eingeschränkt wird. Verhärtet sich das Fasziengewebe schliesslich, wird das Beugen oder Strecken der Gelenke immer schmerzhafter.

Verklebte und verhärtete Faszien: Eine Gefahr für Organe und Gehirn

Da das Fasziengewebe den gesamten Organismus wie ein Netz umspannt, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Organe von der Verhärtung der Faszien ebenfalls betroffen sind. Dies ist besonders dramatisch, da eine starre Aussenhülle die Organe darin behindert, Nährstoffe in ausreichendem Masse aufzunehmen und Schadstoffe in angemessenem Umfang abzugeben. Die Blutzufuhr und damit die Sauerstoffversorgung der Organe werden ebenfalls erschwert, so dass die Lebenskraft der betroffenen Organe stetig nachlässt – all das weniger als Folge des Alters als vielmehr als Folge eines Flüssigkeitsmangels und verklebter oder verhärteter Faszien. Selbst das Fasziengewebe im Gehirn zieht sich bei älteren Menschen aufgrund des Flüssigkeitsmangels zusammen. Dadurch wird der Zwischenraum zwischen dem Schädelknochen und dem Gehirn immer grösser. Diese Entwicklung ist besonders bei einem Sturz auf den Kopf verhängnisvoll, denn dann stößt das Gehirn aufgrund des großen Zwischenraums mit Wucht gegen die Schädeldecke. Die Folge eines solchen Sturzes ist häufig ein Schädel-Hirn-Trauma, was zu schweren Hirnverletzungen führen kann.

Muskelkater: Die Folge beschädigter Faszien

Neben dem Verkleben und Verhärten des Fasziengewebes kann es in diesem Bereich auch zu Verletzungen kommen. So führen z. B. Überdehnungen, die sowohl durch übertriebene sportliche Aktivitäten als auch durch Fehlhaltungen entstehen können, zu Schädigungen in den kollagenen Fasern der Faszien. Eine scheinbar harmlose Überdehnung stellt der Muskelkater durch Überbelastung der Muskulatur dar. Es entstehen feine Risse in den Faszien, die Entzündungsprozesse auslösen. Daher ist ein Muskelkater eigentlich gar nicht so harmlos, wie viele Menschen denken. Doch glücklicherweise heilt diese Verletzung in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Ganz anders ist die Situation bei einer Muskelzerrung oder beim Faserriss. Sie zählen zu den weitaus schwierigeren und daher auch langwierigen Verletzungen des Fasziengewebes, die ebenfalls durch eine Überdehnung zustande kommen.

Auch bei Sehnenreizung und -entzündung, Fersensporn oder Tennisarm handelt es sich um nichts anderes als um Verletzungen des Fasziengewebes, die auf eine Fehl- oder Überbelastung betroffener Strukturen hinweisen. Des Weiteren führen Schnittwunden, Knochenbrüche oder jede Art von Operation zu Verletzungen der Faszien, wobei letztgenannte grosse Schäden am Gewebe anrichten, da hier besonders viele Fasern verletzt werden können.

Verhärtet sich beispielsweise das Fasziengewebe der Leber durch eine Entzündung des Organs (Hepatitis), so verändert sich auch die Spannung der Faszien im Bereich der rechten Niere. Und letztlich ist auch noch die rechte Schulter davon betroffen. Das ganze Schultergelenk sinkt dann etwas nach unten, in Richtung Leber. Dadurch entsteht eine zusätzliche Spannung auf dem Schultergelenk, die schliesslich die Beweglichkeit des rechten Armes stark beeinträchtigen kann. Somit wären auch das Schulter- sowie das Armproblem immer ein Fall für den Faszientherapeuten.

Ein weiteres Beispiel ist das Folgende:
Die Nierenfaszien verlaufen in engster Nachbarschaft zu den Faszien des Lendenmuskels. Daher steht das Spannungsmuster der Lendenfaszien in einem engen Dialog mit jenen der Nieren.
Sobald die Nierenfaszien ihre Spannung verändern, reagiert der Lendenwirbelmuskel darauf mit einer Anspannung.
Sollten Sie also gelegentlich Schmerzen im Lendenwirbelbereich haben, ohne dass eine genaue Ursache auszumachen ist, könnte dies mit den Nierenfaszien in Verbindung stehen, so dass auch hier das Aufsuchen eines Faszientherapeuten eine gute Idee wäre.

Der Faszien – Therapeut

Wenn Sie unter Schmerzen leiden, deren Ursache nicht gefunden werden kann, lohnt es sich immer, einen Faszientherapeuten zu kontaktieren.

Die manuelle Behandlung, die selbst tiefe Gewebeschichten erreicht, steht im Mittelpunkt einer jeden Faszientherapie. Die einfühlsamen Hände des Therapeuten können Verklebungen oder Verhärtungen des Fasziengewebes aufspüren und diese auflösen. Versierte Therapeuten sind in der Lage, den ursprünglichen Zustand des Fasziengewebes wieder herzustellen.